Tourbook Bayerischer Wald, Tschechien, Riesengebirge

8. – 12.5.2002

Dieter Asbach, Thomas Mannheim, Knut Müller, Elmar + Günther Warkentin,

08091011. 12.

 

8.5.2002:

Treffen bei Knut in Kroppach gegen 9:00 Uhr. Die Mopeds sind soweit startklar (Knut’s Honda CBR 600, Günther’s Gummikuh BMW R100 RS und mein Leihmoped Honda VFR 750 – nochmals Danke an Frank und Ulf!!!)

Abfahrt nach letzten chaotischen Aktivitäten (ADAC-Consulting, Auslands-KV) um 10:00 Uhr am 8.5.2002.

Landstraße bis Limburg, dort auf die Autobahn A3. An der Raststätte Limburg treffen wir uns mit Elmar und seiner Suzi (Bandit 1200), der von Koblenz aus angereist ist und schon seit einer halben Stunde auf uns wartet. Zügig geht es bei optimalem Wetter und ohne Staus über Frankfurt, Würzburg, Nürnberg, Amberg in den Bayerischen Wald.

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Erste Rast im Spessart an einem Autohof. Tanken und Einkehr bei Burger King. Ca 1 Stunde Pause, dann geht’s weiter bis kurz hinter Nürnberg - nächster Tankstop, kurze Pause und Planung der weiteren Fahrt: Wir beschliessen, heute noch ein Stück Landstraße zu fahren und im Bayerischen Wald zu übernachten. Nach Kartenstudium wird Kötzting – mitten im Bayerischen Wald - als Ziel und Übernachtungsort ausgewählt. Nach der doch recht eintönigen Autobahnfahrt macht die Fahrt auf der Landstraße mehr Spass: optimales Wetter, super Straßenzustand (jedenfalls im Vergleich zu unseren Buckelpisten im Westerwald) und wir kommen gut voran.

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Gegen 17:30 Uhr laufen wir in Kötzting ein. Auf dem Stadtplan, den wir an einem größeren Parkplatz finden, suchen wir einige Adressen aus, die für die Übernachtung in Frage kommen. Telefonisch lässt sich nix organisieren, daher laufen wir das erst beste Hotel im Zentrum an: "Hotel zur Post", direkt bei der Kurverwaltung: ein schönes Haus, mitten im Zentrum, 2 Zimmer sind noch frei, herzlicher Empfang und 29 € pro Nase für die Übernachtung mit Frühstück. Auch einen überdachten Stellplatz für die Maschinen bekommen wir sofort angeboten. Besser kann es nicht laufen.

Nach Bezug der Zimmer und ausgiebiger Dusche geniessen wir die Abendsonne im Gastgarten und ein supergutes und preiswertes Abendessen im Hotel (nochmals Riesenkompliment an den Service und die Küche!!!!). Einige Hefeweizen und Bärwurzen sowie sonstige Hochprozentige müssen ebenfalls dran glauben – was sich am nächsten Morgen rächen sollte!

 

9.5.2002                    zurück

 

Meine lieben Mitreisenden nehmen keine Rücksicht auf verkaterte Morgenmuffel.... – außerdem ruft dann doch das Frühstück. Sehr gut und reichlich, aber ich kann es nicht so recht geniessen. Die gestrige Fahrt und der eine Bärwurz (((-;  stecken mir noch in den Knochen. Und der Schädel schmerzt.....

Günther quält sich noch mit seiner Erkältung rum. Wir laufen eine Apotheke an, und dann geht’s gegen 10:00 Uhr wieder auf die Piste. Ziel für heute ist Pilsen in der Tschechei.

Auf optimal ausgebauten Straßen geniessen wir die Kurvenfahrt und machen die Erste Rast am Fuße des Großen Arber. Ein schönes Ausflugslokal am Arbersee, etwas teuer, aber anscheinend trotzdem Treffpunkt vieler Motorradfahrer (heute ist "Vatertag"). Auf dem Parkplatz die ersten Wäller im Reisebus....

Vom Arber machen wir uns gegen 11:30 wieder auf den Weg Richtung Bayerisch Eisenstein, wo wir die Grenze zu Tschechien erreichen. Kurzer Stau aber Ruckzuck sind wir in einer anderen Welt. Von den grässlichen Touristenfallen an der Straße (Souvenirshops, "Nachtclubs", etc.) mal abgesehen: Die kleinen Dörfer und Städte sehen zum großen Teil noch so aus, wie bei uns im Westen vor 30 Jahren. Man sieht doch, daß sich der Sozialismus hier erst vor ca. 10 Jahren verabschiedet hat.

 

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Nachdem wir im nächsten kleinen Städtchen unsere Euros in Kronen getauscht haben, kommen wir zügig voran und laufen gegen 14:00 Uhr in Pilsen ein. Nicht unbedingt eine schöne Stadt. Schon die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig. So ganz trauen wir uns auch nicht, die Motorräder außer Sichtweite zu parken. Wir machen eine ca. 1-stündige Pause auf dem großen Marktplatz bei Cola und einer lausig schlechten Bratwurst. Die Sonne brät uns heute ordentlich durch. Es ist richtig heiß. Während der Pause beschließen wir, heute doch nicht in Pilsen zu übernachten, sondern noch ein Stück in Richtung Marienbad zu fahren und uns dort ein Quartier zu suchen. Die Fahrt dorthin auf der Schellstraße ist recht öde und nervend. Die LKW-Fahrer dort haben einen regelrecht kriminellen Fahrstil: Tempo 120 ist offensichtlich Standard. In einer Bushaltebucht parken wir und machen eine kurze Rast um nochmal mit Thomas zu telefonieren, der eventuell noch nachkommen will. Während wir palavern rauscht plötzlich ein LKW mit mindestens Tempo 80 durch die Parkbucht: unmittelbar hinter mir vorbei – keine 50 cm Abstand. Der Idiot von LKW-Fahrer hat einen PKW, der sich als Linksabbieger zur Straßenmitte hin eingeordnet hatte, einfach rechts durch die Bushaltebucht hindurch überholt. Hätte ich zu dem Zeitpunkt auch nur einen Schritt zurück bzw. zur Seite gemacht ...

 

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Nachdem wir die Schnellstraße verlassen haben, fahren wir auf kleinen Nebenstraßen weiter nach Marienbad, wo wir gegen 18:00 Uhr einlaufen und mit der Quartiersuche beginnen. Marienbad scheint so etwas wie das Westerland der Tschechei zu sein: Alles picobello herausgeputzt, die Hotels und Villen aus dem letzten (bzw. vorletzten) Jahrhundert tiptop restauriert, noble Shops und Hotels mit entsprechendem Preisniveau etc. In unserer Motorradkluft kommen wir uns ein wenig deplaziert vor, lassen uns aber nicht abschrecken. Die Quartiersuche gestaltet sich auch dementsprechend. Ob wirklich fast überall ausgebucht ist, sei dahingestellt, jedenfalls kassieren wir eine Reihe von Absagen, bis wir schließlich im Hotel Delfin unterkommen. Ein einfaches aber ordentliches Hotel, und eine Abstellmöglichkeit für die Mopeds bekommen wir ebenfalls – die uns dann am nächsten Morgen auch prompt zusätzlich berechnet wird. Am Abend laufen wir noch ein Stück durch den Ort und finden ein kleines Lokal wo wir noch draußen auf der Terasse sitzen können: Gutes Essen, obwohl wir eine halbe Ewigkeit warten müssen und doch schon wieder hervorragendes Bier: Pilsener Urquell.

 

10.5.2002               zurück

Thomas hat sich mittlerweile entschlossen, doch noch nachzukommen. Beinhart: Will um 14:00 Uhr in Schwäbisch Hall losfahren um sich dann abends mit uns im Riesengebirge zu treffen.

Morgens Aufbruch und schöne Fahrt durch die tschechische Hügellandschaft zunächst auf Nebenstraßen nach Karlsbad. Von dort aus geht es weiter auf der Schnellstraße bzw. Autobahn nach Prag. In Prag laufen wir gegen 14:00 Uhr ein und landen sofort im Stop & Go-Verkehr auf der Stadtautobahn. Nervend bei den doch recht ordentlichen Temperaturen. Das finden auch die beiden Hondas und beschließen erst mal zu streiken: die Kühlwassertemperatur steigt bis zum roten Bereich und wir sind gezwungen eine kurze Abkühlpause einzulegen. Später stellt sich heraus, daß an Knuts Maschine die Sicherung des Kühlerlüfters durchgebrannt war und an meiner Kiste der Kühlerlüfter wirkungslos in seinem Gehäuse ruhte: Er hatte sich von der Antriebsachse des Lüftermotors gelöst.

Pause auf dem Wenzelplatz: bei Cafe, Cappucino und Superwetter 1 Stunde relaxen.

Weiterfahrt in Richtung Krkonoscze Riesengebirge. Zwischendurch telefonieren wir mehrfach mit Thomas um zu hören wie weit er mittlerweile ist und wann wir mit Ihm rechnen können. Er hat weniger Glück als wir: von Nürnberg an bis Pilsen in strömendem Regen unterwegs. In Prag löst sich zudem noch eine Schraube seines Visiers, sodaß das Ding nicht mehr richtig hält.

Gegen 18:00 Uhr sind wir im Riesengebirge und beginnen mit der Zimmersuche. Wie am Vortag ist das auch hier nicht so einfach. Viele Hotels, die wir von der Straße aus sehen und die uns gefallen, sind ausgebucht. Schließlich finden wir doch noch was passendes: An einem kleinen Hotel am Ortsausgang von Zelezny Brod fragen wir nach freien Zimmern und bekommen 2 Appartements in einem Nebengebäude angeboten, dazu noch eine Garage für die Maschinen. Die Appartements sind locker für 10 Personen ausgelegt, zwar nach unseren Maßstäben mit Sperrmüllmobiliar eingerichtet, aber sauber, es gibt ordentliche Matratzen und sehr preisgünstig.

 

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Was wollen wir mehr? Wir räumen unser Gepäck in die Zimmer und haben riesigen Durst!!!! Vor der obligatorischen Dusche und dem Abendessen wollen wir nur mal kurz ein kleines Bier trinken, haben aber nicht mit dem äußerst geschäftstüchtigen Kellner des Hotels gerechnet. Kaum haben wir das kleine (0.5 l) Bier ausgetrunken, steht schon das nächste auf dem Tisch ...

 

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Nach dem 4. Bier treten wir dann aber doch auf die Bremse und stoppen unseren emsigen Barkeeper...brrrr

Wir legen eine Duschpause ein und treffen uns nach 30 Minuten an gleicher Stelle wieder zum Abendessen. Auch Thomas trifft gegen 20:30 Uhr endlich ziemlich durchfeuchtet ein. Der Barkeeper kann seinem Arbeitseifer wieder freien Lauf lassen für ein gutes Abendessen und diverse Budweiser...

Der nächste Morgen beginnt wieder Erwarten ohne Schädelbrummen.

 

11.5.2002                zurück

Wir haben uns entschlossen, auch die nächste Nacht noch in diesem gastlichen Haus zu verbringen. Riesenvorteil: mal einen Tag ohne Gepäckkoffer und Ballast fahren können und keine nervende Quartiersuche am Abend. Nachteil: wir haben dann morgen die gesamte Strecke zurück vor uns (ca. 700 km).

Nach dem etwas mageren Frühstück machen wir uns heute zu fünft auf den Weg Richtung Jablonec um dort zunächst für Thomas‘ Helm die fehlende Schraube aufzutreiben. Der freundliche Barkeeper vom Vorabend hat uns mit der Adresse eines Suzuki-Händlers versogt, bei dem wir unser Glück versuchen sollen. Finden wir natürlich nicht sofort. Knut spricht an einer Tankstelle in Jabonec 2 Motorradfahrer an, die sich spontan bereiterklären, vorneweg zu fahren und uns zu dem Suzuki-Dealer durchzulotsen. Super!

Die passende Schraube lässt sich natürlich nicht auftreiben. Dennoch wird uns geholfen. Der Suzuki-Händler bastelt mit einer halbwegs passenden Maschinenschraube und einigen Unterlegscheiben eine provisorische Befestigung. Auch ok!

Danach haben wir freie Fahrt. Es geht zunächst über Harrachov in Richtung Schneekoppe. Wir fahren hinter Harrachov weiter und stehen plötzlich an der polnischen Grenze. Da wir nicht rüber wollen, drehen wir wieder. Das Riesengebirge ist landschaftlich wunderschön, auch wenn die Straßen nicht die besten sind. Es hat doch viele Schlaglöcher und vor allem die viel befahrenen Hauptstraßen erinnern stark an die maroden Nebenstrecken bei uns zu Hause im Westerwald.

Nächstes Etappenziel ist Spindlermühle. Ein viel besuchter sehr schöner Ferienort. Auf der Fahrt dorthin stehen an der Zufahrtsstraße sehr viele Fahrzeuge: Auf dem Wildwasserfluss findet ein Ruder / Rafting / Kanuwettbewerb statt. Wahnsinn, wie die kleinen Kanus und Schlauchboote durch die schäumende Gicht der Regattastrecke fahren!

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Wir kehren in Spindlermühle in einem Ausflugslokal ein und werden mit reichlich Cola und einem üppigen Mittagessen zu Spottpreisen verwöhnt. Während wir im Trockenen sitzen, regnet es draußen einige Tropfen: gutes Timing, nach der Pause ist es wieder trocken.

 

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Hinter Spindlermühle beginnt eine Mautpflichtige Straße in den Nationalpark Riesengebirge. Wir lösen ein Ticket und fahren auf abenteuerlicher Piste hinauf auf eine Bergkuppe. Wieder stehen wir an der polnischen Grenze. Wir legen eine kurze Foto- und Zigarettenpause ein. Fantastische Aussicht. An den Nordseiten der Berge liegt noch Schnee. Hier oben kann man das ganze Ausmaß des Waldsterbens sehen: die kahlen Baumleichen werden anscheinend einfach stehen gelassen.

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Wir kehren wieder um. Da es mittlerweile schon auf 16:00 Uhr zugeht, beschließen wir, so langsam die Rückfahrt anzutreten, machen aber dennoch einen kurzen Abstecher in ein weiteres Seitental: Eine fantastische Motorradpiste, kaum Autoverkehr und optimaler Straßenbelag. Endlich kann man’s mal etwas gehen lassen... Und ausgerechnet jetzt hat Knut seinen "Ausfall" – er wird auf einmal vermisst. Ist unterwegs stehengeblieben und windet sich in Krämpfen – das Mittagessen war wohl zu gut... Die Straße windet sich in engen Serpentinen bis hinauf zu dem Parkplatz eines Skigebiets, wo wir noch einmal eine kurze Rast einlegen.

 

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Gegen 19:00 Uhr laufen wir wieder im Hotel ein. Am Abend gibt es wieder Budweiser (siehe Vortag......).

12.5.2002                    zurück

Leider unser letzter Tag. Aber wir haben ja noch einige schöne Ziele an unserer Strecke nach Hause. Das Glück, welches wir bisher mit dem Wetter hatten, scheint uns jetzt zu verlassen.

4adac_1536141828.jpg (44487 Byte) Kaum sind wir 40 km Richtung Dresden bzw. Elbsandsteingebirge gefahren, erwischen uns die ersten Regentropfen. Der Regen wird immer heftiger, sodaß wir schon nach kurzer Zeit anhalten müssen, um unserer Regenkombis anzulegen. Die Fahrt durchs Elbsandsteingebirge (Pirna, Bad Schandau) können wir nicht so richtig geniessen.

Bis kurz vor Dresden brauchen wir fast 4 Stunden: dichter Ausflugsverkehr, Baustellen, Staus. Aber der Regen hat nachgelassen. Also raus aus der Regenkombi. Vor Dresden legen wir eine kurze Pause in dem amerikanischen Feinschmeckerrestaurant mit dem großen M ein und können noch eine halbe Stunde in der Sonne sitzen.

Wir checken die weitere Fahrtstrecke und stellen fest, daß uns Thomas schon bei Chemnitz verlässt – auf kürzester Strecke Richtung Süden ins Schwabenland.

Von da an nimmt das Verhängnis seinen Lauf: es ist Sonntag, letzter Tag des Kurzurlaubwochenendes: Rückreiseverkehr, Staus, Baustellen, wolkenbruchartige Regenschauer mit 10 cm Wasser auf der Straße usw. usw. usw.

Die Fahrt zieht sich endlos hin. Erst um 22:00 Uhr erreichen wir die Autobahnausfahrt Herborn. An der Tankstelle legen wir eine letzte Pause ein und sortieren unsere müden Knochen. Auch Elmar nimmt jetzt die nächste Abzweigung Richtung Koblenz, sodaß wir die restlichen Kilometer zu dritt hinter uns bringen. Zu allem Überfluß nervt auf den letzten Metern auch noch der dichte Nebel. Erst gegen 23:00 Uhr kommen wir doch noch wohlbehalten aber müde zu Hause an.

Fazit:

trotz der Höllenrückfahrt eine Supertour – im nächsten Jahr vielleicht mit gleicher Besetzung wieder:

on the road ....